Von Raum und Sehen

Soundinstallation

KONZEPT & KOMPOSITION Patricia Ulbricht

TECHNISCHE UMSETZUNG Klemens Damann

Vielen Dank an zahlreiche weitere Beteiligte und Helfer !

Premiere am 20.01.2014 60er- Jahre Halle Faust

Fotos: © Klemens Damann & Patricia Ulbricht

Trailer: www.patriciaulbricht.de/pag...

„Denn in der Wahrnehmung der Außenwelt durch den Sehsinn wird stets das eigene Sein dumpf mitempfunden“ *

Der Sehsinn ermöglicht uns in der schnellstmöglichen Art und Weise unsere Umwelt wahrzunehmen. In nur wenigen Millisekunden können wir hunderte von Quadratkilometern Umgebung erfassen, die gesehenen Bilder werden mit bekannten Bildern unseres Gedächtnisses abgeglichen und eingeordnet. Wichtige Informationen werden an unser Bewusstsein weitergegeben unwichtige Informationen werden weggelassen. Auch die Wahrnehmung der anderen Sinne wird an die des Sehsinns angepasst wenn nicht sogar diesem untergeordnet. Diese Art der Wahrnehmung ist für unser Überleben und unsere Entwicklung von extremer Wichtigkeit. Jedoch hält uns das ständige Bewusstsein der Situation unseres Körpers im gegenwärtig gesehenen Raum davon ab, uns mit voller Aufmerksamkeit einer Sache hinzugeben.

Schließt man die Augen und konzentriert sich auf die durch die durch die übrigen Sinne wahrgenommenen Reize ist es möglich die Getrenntheit von innerem und äußerem Raum aufzuheben bzw. die im Bewusstsein verankerten Raumbeziehungen zu überdenken oder sogar neu zu definieren.

In ausführlichen Unterhaltungen mit Blinden und einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema konnte ein Eindruck gewonnen werden wie Realitätsbildung funktioniert und wie sich diese verändert wenn man nicht sieht.

Die Idee der Installation war es den Teilnehmern in kurzer Zeit einen möglichst interessanten und tiefgreifenden Einblick in die Thematik zu ermöglichen. Gespräche mit Blinden, sowie Texte der taub-blinden Helen Keller und wissenschaftliche Textpassagen wurden kompositioniert und in verschiedene Musikstücke eingebettet.

Die Teilnehmer saßen mit verbundenen Augen auf einer frei schwebenden leicht schwingenden Holzplattform, welche in einer größeren Halle aufgebaut war. Der Ton wurde zum einen durch an der Unterseite der Holzplattform angebrachten Körperschallwandlern sowie durch vier in der Halle verteilten Lautsprechern wiedergegeben. Um eine größtmögliche Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu erreichen wurden diese vor dem Besuch der Installation von Begleitpersonen zwei Stunden lang blind und taub durch die Stadt geführt, so dass diese nicht wussten und wo und in welcher Art von Raum sie sich befanden.

* Rudolf Steiner: Von Seelenrätseln, Dornach 1983